08.10.2025

Klimaziele im Verkehr verfehlt - was das für die Immobilienplanung bedeutet

Der Verkehr bleibt das Sorgenkind der deutschen Klimapolitik. Das bestätigt der aktuelle Prüfbericht des Expertenrats für Klimafragen (ERK), der Mitte Mai veröffentlicht wurde.

Laut dem Bericht haben sowohl der Verkehrssektor als auch der Gebäudesektor im Jahr 2024 ihre zulässigen Emissionsmengen erneut überschritten; und zwar deutlicher als im Vorjahr. Damit zeigt sich: Weder bei der Energieeffizienz von Gebäuden noch bei der Mobilität sind die notwendigen Fortschritte erreicht worden, um die Klimaziele bis 2030 sicher zu erfüllen.

Verkehr bleibt der größte Problemsektor

Im Verkehrssektor stagniert der Fortschritt: Trotz wachsender Elektromobilität sinken die Emissionen kaum. Laut Expertenrat überschreitet der Bereich seine zulässige Jahresemissionsmenge erneut und sogar stärker als im Vorjahr.

Deutschland kann das Klimabudget bis 2030 nur dank eines temporären Puffers aus der Corona-Zeit und der schwachen Wirtschaft rechnerisch einhalten. Ohne diesen Effekt wäre eine Überschreitung wahrscheinlich.

Für die Zeit nach 2030 erwartet der Expertenrat deutliche Zielverfehlungen, insbesondere im Verkehr und im Gebäudesektor, und fordert gezielte Maßnahmen im kommenden Klimaschutzprogramm.

Warum das auch die Immobilienwirtschaft betrifft

Auf den ersten Blick scheint der Verkehrssektor weit entfernt von der Immobilienplanung. Doch tatsächlich hängen Klimaschutz, Mobilität und Gebäudeentwicklung eng zusammen:

Mobilität beginnt oder endet fast immer an einem Gebäude – am Wohnort, Arbeitsplatz oder bei alltäglichen Besorgungen. Damit beeinflusst die Art, wie Gebäude geplant, gebaut und ausgestattet werden, maßgeblich, wie klimafreundlich sich Menschen fortbewegen können.

Vier Entwicklungen spielen dabei eine zentrale Rolle:

  1. Stellplatzplanung und Mobilitätskonzepte als Hebel für nachhaltige Mobilität:

    Die Planung und Dimensionierung von Stellplätzen beeinflusst maßgeblich das Mobilitätsverhalten der Nutzer:innen.

    Wenn anstelle konservativer Stellplatzschlüssel nachhaltige Mobilitätskonzepte umgesetzt werden, etwa durch Carsharing-Angebote, Fahrradabstellanlagen, E-Bike-Ladestationen oder gute ÖPNV-Anbindung, kann der Bedarf an Pkw-Stellplätzen deutlich reduziert werden.

    Das senkt nicht nur Bau- und Betriebskosten, sondern fördert auch eine klimafreundlichere Mobilität direkt am Standort.

    Solche integrierten Konzepte tragen langfristig dazu bei, den motorisierten Individualverkehr zu verringern und wirken sich somit positiv auf die Erreichung der Klimaziele im Verkehrssektor aus.


  2. Ladeinfrastruktur wird zum Standortfaktor:

    Mit dem Hochlauf der Elektromobilität steigt der Bedarf an privaten Lademöglichkeiten rapide. Gebäude, die keine entsprechenden Vorkehrungen bieten, verlieren an Attraktivität - sowohl im Neubau als auch im Bestand.


  3. Neue Vorgaben durch die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD):

    Ab 2026 verschärfen sich die Anforderungen an Ladeinfrastruktur deutlich:

    • Neubauten mit mehr als fünf Stellplätzen müssen künftig mindestens einen Ladepunkt je fünf Stellplätze vorsehen und 50 % der Stellplätze vorverkabeln.

    • Auch Bestandsgebäude mit mehr als 20 Stellplätzen sind ab 2027 verpflichtet, mindestens einen Ladepunkt je zehn Stellplätze bereitzustellen.
      Damit wird Elektromobilität zur festen Größe in der Bau- und Quartiersplanung.


  4. Gebäude als Energieakteure:

    Mit der zunehmenden Verbreitung von E-Autos steigt auch der Strombedarf und damit die Relevanz lokaler Energieversorgung. Photovoltaikanlagen, Speicherlösungen und Lastmanagementsysteme werden künftig wichtiger, um Gebäude nicht nur als Energieverbraucher, sondern auch als aktive Bestandteile eines klimaneutralen Energiesystems zu begreifen.

Fazit: Mobilität und Immobilien zusammendenken

Der Prüfbericht des Expertenrats macht deutlich, dass Deutschland ohne tiefgreifende strukturelle Veränderungen seine Klimaziele kaum erreichen wird, insbesondere im Verkehr.

Für die Immobilienwirtschaft bedeutet das: Mobilität muss integraler Bestandteil des Planungsprozesses werden.

Wer heute Neubauten konzipiert oder Bestände weiterentwickelt, sollte Ladeinfrastruktur, Energieversorgung und Verkehrsanbindung nicht getrennt, sondern als Teil eines Gesamtsystems betrachten. Das steigert die Attraktivität von Immobilien und wirkt sich gleichzeitig positiv auf die Erreichung der Klimaziele aus.

Machen Sie Mobilität zum Wettbewerbsvorteil

Emil Pabst

Emil Pabst

Geschäftsleiter

Ihr Partner für Mobilität
in der Immobilienwirtschaft.

© 2025 VEOMO Consulting GmbH. All rights reserved.

Ihr Partner für Mobilität
in der Immobilienwirtschaft.

© 2025 VEOMO Consulting GmbH. All rights reserved.