
Asphaltierte Hitze - warum Parkplätze zum (Stadt-)Klimaproblem werden

Die Sommer werden heißer – das ist keine gefühlte Wahrheit, sondern statistisch belegbar. In vielen Städten steigen die Temperaturen an heißen Tagen auf deutlich über 30 Grad, tropische Nächte nehmen zu. Besonders betroffen: dicht bebaute Stadtgebiete mit wenig Grün und hoher Flächenversiegelung.
Versiegelte Fläche = Hitze-Hotspot
Asphalt, Beton und Pflasterflächen absorbieren große Mengen Sonnenenergie und geben diese nur langsam wieder ab. Während unversiegelte Flächen durch Verdunstung kühlen, tragen Parkplätze, Straßen und Höfe aktiv zur Überhitzung bei. Untersuchungen zeigen: versiegelte Flächen können sich tagsüber auf 50–60 °C aufheizen – nachts bleibt es dort deutlich wärmer als in begrünten Bereichen.
Die Folge: städtische Wärmeinseln – ein lokaler Temperaturunterschied von bis zu 10 Grad zwischen Stadt und Umland ist keine Seltenheit. Besonders problematisch wird das in Kombination mit schlecht gedämmtem Wohnraum. Gesundheitliche Folgen treffen vor allem vulnerable Gruppen: ältere und ärmere Menschen, Kinder, Menschen mit Vorerkrankungen.
Städte im Hitzestress
Die Deutsche Umwelthilfe hat kürzlich einen Hitze-Check durchgeführt – mit ernüchterndem Ergebnis: Viele deutsche Städte weisen weiterhin einen hohen Anteil versiegelter Fläche auf. Trotz wachsender Erkenntnis über die Folgen fehlen verbindliche Ziele zur Reduktion dieser Flächen. Stattdessen dominieren in Neubaugebieten und Bestandsentwicklungen noch immer große Parkplätze, asphaltierte Zufahrten und betonierte Innenhöfe.
Dabei gäbe es Alternativen.
Parkplätze – zwischen Notwendigkeit und Klimawirkung
Natürlich brauchen wir Stellplätze – für Menschen mit Mobilitätseinschränkung, für den Lieferverkehr, für Schichtarbeitende mit wenig ÖPNV-Anbindung. Aber: In vielen Fällen sind Stellplätze pauschal eingeplant, ohne Bedarfsanalyse. Die Folge: ungenutzte Parkflächen, dauerhaft versiegelt.
Gleichzeitig lassen sich die negativen Klimawirkungen schlecht durch technische Maßnahmen ausgleichen. Selbst helle Asphaltbeläge oder begrünte Carports bringen nur begrenzte Effekte – entscheidend ist der Flächenverbrauch an sich.
Laut Umweltbundesamt (UBA) werden in Deutschland täglich rund 55 Hektar Fläche neu in Anspruch genommen, also überbaut oder versiegelt. Ohne grundlegenden Wandel bei der Flächennutzung – insbesondere im Verkehrsbereich – ist ein Ziel wie ein Netto-Null beim Flächenverbrauch nicht erreichbar.
Was bedeutet das für die Stadtplanung?
Die Reduktion versiegelter Flächen ist längst nicht nur eine ökologische Frage – sie betrifft auch Lebensqualität, Gesundheit und soziale Gerechtigkeit. Einige zentrale Ansätze, die derzeit in Stadtentwicklung und Mobilitätsplanung diskutiert werden:
Stellplatzsatzungen reformieren – mit flexiblen Stellplatzschlüsseln, die tatsächliche Mobilitätsbedarfe berücksichtigen (z. B. Nähe zu ÖPNV, Sharing-Angebote, Radinfrastruktur).
Entsiegelungspotenziale aktiv nutzen – z. B. bei Umnutzungen von Parkplätzen, Schulhöfen oder Betriebsflächen.
Multifunktionale Flächen schaffen – z. B. Parkplätze, die temporär auch als Marktfläche oder Spielstraße dienen.
Grüne Infrastruktur fördern – durch Begrünung, Regenwassermanagement, kühlende Freiräume.
Ein systemischer Blick auf Mobilität und Klima
Das Thema Hitze in Städten ist mehr als ein meteorologisches Phänomen – es ist ein Spiegel unserer Mobilitäts- und Stadtplanung. Wer heute noch in großem Stil auf oberirdische Stellplätze setzt, schafft die Hitzespots von morgen. Umgekehrt gilt: Jede vermiedene Stellfläche bedeutet mehr Raum für Grün, Wasser, soziale Begegnung – und ein kühleres Stadtklima.
Statt Flächen primär für stehende Autos vorzuhalten, braucht es eine integrierte Perspektive: Welche Mobilitätsbedarfe gibt es tatsächlich? Wo sind Alternativen möglich? Und wie lässt sich Mobilität klimaverträglich, sozial gerecht und flächeneffizient gestalten?